[Z. 3-8]
Es baut sich auf, „damit der Mensch Richtungslinien scheinbar in Einklang mit dem Gewissensgefühl verfolgen kann“. Es gibt ihm Orientierung, „damit er sich leichter zurechtfindet in der Unsicherheit des Geschehens“ und ermöglicht den Zweifel „unter den Griffen und Kampfesweisen, zu denen ihn sein Wille zur Macht leitet“ [FN 1].
[Z. 12-28]
Nach Adlers Auffassung bleibt das Gewissen offenbar immer eine „fiktive Instanz“, die er besonders im Zusammenhang mit zwei Fehlentwicklungen sieht:
Zum einen beim Psychopathen mit habsüchtigen, brutalen, gewalttätigen Zügen, der nach der Niederlage, die er mit seinem aggressiven Verhalten erlitten hat, durch die Errichtung dieser fiktiven Instanz „besser oder sogar allzu aufdringlich an die allgemeinen Leitbilder der Moral herangebracht werden“ kann. [FN 2]
Zum anderen beim Nervösen, den „die Unfruchtbarkeit der Gewissensbisse, der Reue, der Trauer (lockt), weil ihr trügerischer Schein ihn hebt und zu veredeln und verschönern trachtet; gleichzeitig enthebt er ihn der Lösung der wirklichen Lebensprobleme“. [FN 3]
Die wichtigsten Aspekte des Adlerschen Gewissensbegriffs sind somit: fiktive Instanz zur Sicherung der menschlichen Existenz, Orientierungshilfe in der Unsicherheit der [Geschehnisse und Voraussetzung des Zweifels.]
[[FN 1] ebd. S. 63.]
[FN 2] „Durch die Imagination eines übertriebenen Gewissens und übertriebener Schuldgefühle wird der männliche Protest von der geradlinigen Aggression abgedrängt und auf konstruierte Bahnen der Weichherzigkeit gelenkt“ [(ebd. S. 62)].
[[FN 3] ebd. S. 63.]
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Das Gewissen baut sich auf, „damit der Mensch Richtungslinien scheinbar im Einklang mit dem Gewissensgefühl verfolgen kann.“ Auf diese Weise wird das Gewissen einmal zur Orientierungshilfe, […] damit der Mensch „sich leichter zurechtfindet in der Unsicherheit des Geschehens“, zum anderen macht das Gewissen erst den Zweifel möglich – der Zweifel: einer „unter den Griffen und Kampfweisen, zu denen ihn (den Menschen) sein Wille zur Macht leitet“.
Immer aber ist dieses Gewissen nach Adlers Auffassung offenbar eine „fiktive Instanz“, die er besonders im Zusammenhang mit zwei Formen der Fehlentwicklung sieht. Zum einen beim Psychopathen mit habsüchtigen, brutalen, gewalttätigen Zügen, der aus der Niederlage heraus, die er mit seinem aggressiven Verhalten erlitten hat, durch die Errichtung dieser fiktiven Instanz besser „an die allgemeinen Leitbilder der Moral herangebracht werden“ kann: „Durch die Imagination eines übertriebenen Gewissens und übertriebener Schuldgefühle wird der männliche Protest von der geradlinigen Aggression abgedrängt und auf konstruierte Bahnen der Weichherzigkeit gelenkt.“ Zum andern beim Nervösen: ihn lockt immer „die Unfruchtbarkeit der Gewissensbisse, der Reue, der Trauer, weil ihr trügerischer Schein ihn hebt und zu veredeln und zu verschönern trachtet; gleichzeitig enthebt er ihn der Lösung der wirklichen Lebens-Probleme“.
Die Erkenntnis des Gewissens als – fiktiver – Sicherungsinstanz menschlicher Existenz, als – imaginärer – Orientierungshilfe in der „Unsicherheit des Geschehens“, aber auch als Voraussetzung des Zweifels: all das sind wichtige Aspekte des Phänomens Gewissen […].
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